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Rom: Stein und Licht

Stein der Säulen, der sich in langen Riefen in die Höhe erstreckt, symmetrisch und gleichförmig, seitlich angestrahlt in einem kleinen Rechteck Kirchenfensterlicht; Stein der gewandeten Statuen, die in ihrer Holzverschalung nahe des Eingangs noch interessanter wirken, getaucht in Muster von Licht und Schatten, hervorgerufen durch nichts als das Licht und sich selbst in Oberfläche und Faltung. Anordnungen der Säulen, unterschiedliche Objektdistanzen, alles nicht mehr als Stein, der aber Räume schafft.

Es ist, als würden die Säulen einen größeren Raum im Kirchenschiff aufspannen, als eigentlich Platz ist. Auf ihrer Oberfläche zeigen sie nicht mehr als sich selbst in unglaublicher Stärke und Beständigkeit.

Und doch entsteht zwischen diesen Säulen ein Gefühl der Ruhe, das ich von keinem anderen Material und keiner anderen Architektur kenne – als diese alten Kirchen.

Irgendwie muss es am Stein liegen; selbst Statuen, in Holzlatten eingerüstet, strahlen diese Stärke aus, mit jeder Falte ihrer Marmorgewänder.

April 2024 – Rom

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Allgemein Formen Wesen

Winterwasser

Im Winter heißen die Wasser der Donau eine Reihe von Gästen willkommen. Manche kommen in Gruppen, wie die Schellenten, herausgeputzt für die kommende Balz. Der Kontrast ihrer schwarz-weißen Prachtkleider durchbricht den grauen Nebel und die braunen Ufer der Donau. Eine Wohltat im winterlichen Wien.

Ähnlich kontrastreich, doch einzeln liegt ein anderer Wintergast im Wasser: ein Eistaucher. Abseits der größeren Gruppen von Vögeln, deutlich größer als die verschiedenen Enten und Blässhühner, geschmeidiger als ein Kormoran.

Eine beeindruckende Erscheinung; ein Eistaucher – Brutvogel der Arktis – an beschaulichen Donauufern.

Die Dynamik seiner Silhouette (starker Schnabel, dolchartig fast über einem kräftigen Hals, mit Kraft nach oben gerichtet über dem kompakten Körper) wird aufgenommen in seinem dunklen Schlichtkleid-Gefieder und der abgesetzten weißen Brust. Dazwischen: eine scharfe Linie zwischen hell und dunkel mit den charakteristischen Ausbuchtungen.


Im Seewinkel mischen sich die Gäste. Auch hier ziehen die Winterwasser andere Vögel an als der Sommer. Es ist ruhiger, die großen Wanderungen ruhen, die Brut hat noch nicht begonnen.

Graugänse und Blässgänse ziehen weithin sichtbar und unüberhörbar über den Himmel und rasten am Seeufer.

Eine Sturmmöwe fliegt die Uferlinie entlang und in den frühen Abend hinein.

Der Winter besitzt hier eine eigene Schönheit.


Seewinkel / Wien, Donau
November / Dezember 2023

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Formen Reisen Wesen

Sichler Schwarm

Ein Schwarm Brauner Sichler – Ibisvögel und Feuchtgebietsbewohner – dreht einige Runden bevor er auf einer Weide niedergeht.

Dieser Teil der Camargue, und ich habe bisher nur kleine Teile kennengelernt, scheint größtenteils daraus zu bestehen: viel Platz, Weiden, Tieren, Wasser und Mücken, Wind und ein weiter Himmel voller Vögel.

Camargue, 05/2023

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Allgemein Über Fotografie Formen Wesen

Wie Regenpfeifer aussehen…

Seewinkel, St. Andräer Zicksee – Mai 2022


Warum diese verschwommen-verwischten Formen? Warum einen Flussregenpfeifer nicht einfach so fotografieren wie er nun Mal aussieht?

Ich finde sie ansprechend, die Formen. Und fotografieren wie etwas nun Mal aussieht ist keine so eine einfache Sache, wie sie vielleicht klingt.

Die Formen resultieren aus einer Kombination mehrerer fotografischer Tricks. Zum Einen etwas, das manchmal mit dem Begriff Intentional Camera Movement (ICM) bezeichnet wird: während einer etwas längeren Belichtung bewege ich die Kamera, lasse sie am Objektiv geführt Bewegungen beschreiben die der Situation entsprechen sollen. Zum Anderen gibt die etwas längere Belichtungszeit dem Vogel Zeit sich zu bewegen und der Kamera Zeit diese Bewegungen aufzunehmen.

Ich finde sie ästhetisch bestechend, die Formen, betonen sie doch das ephemere Wesen von Vögeln, immer bereit sich in die Luft zu werfen, ihre Schwingen zu spreizen und mit diesen in jedem Moment neue Formen zu beschreiben. Warum soll ich immer nur einen dieser Momente in einem Sekundenbruchteil abbilden?

Ich will nicht behaupten, dass meine Fotografien besser sind in Hinsicht einer wahrheitsgetreuen Darstellung. Das Problem liegt tiefer; weder der Sinnesapparat unserer Augen und Gehirn, noch das optisch-elektronisch-künstlerische Gefüge einer Kamera bilden ’naturgetreu‘ ab, was sich uns als Vogel präsentiert. Beides sind nur Variationen eines Themas, doch das Thema selbst existiert nur in seinen Variationen. Damit will ich nicht den Vogel als bloß relative Erscheinung bilderzeugender Apparate abtun, aber sowohl das Auge als auch die Kamera von ihrer Pflicht befreien, einen Vogel ‚wie er da draußen nun Mal ist‘ abzubilden.

Ich sehe die so entstandenen Formen nicht als willkürlich an sondern als kontingent. Sie sind ein Zusammenspiel Vieler; Vögel, Kamera, Ort, technisches Know how, bestimmte Knozepte und bestimmte Teile meines Körpers haben sich zusammengefunden und in temporärer Zusammenarbeit diese Bilder erzeugt. Wäre einer dieser Komponenten anders, die Bilder wären andere.

Ich sage also zu diesen Bildern: dies sind Flussregenpfeifer. Es ist keine genaue Entsprechung weder dessen was ein Flussregenpfeifer in seinem Wesen ist, noch meiner subjektiven Beobachtung. Aber es ist für mich eine zutreffende Variation – eine von vielen möglichen! – darauf, wie es ist, am St. Andräer Zicksee im Mai 2022 Flussregenpfeifer anzutreffen:

rastloses Rennen und unvermitteltes Auffliegen; dunkle Flügeldecken; gelber Lidring, sichtbar nur bei genauem Beobachten; vegetationsarme Kiesbänke; gewisser Abstand zum menschlichen Beobachter, bei allen Aktivitäten eingehalten; tropfenförmige Körper; schnelle Bewegungen, denen die Optik nur schwer folgt; Tupfen von grün und Streifen von stahlblau; helle Bäuche; kurze Phasen des miteinander-Rennens

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Allgemein Über Fotografie Formen

Kampfläufer: Fotografische Skizze

Beim Birden (Vogelbeobachten, von engl. bird watching, birding) geht es viel darum, aus einem zusammenhängenden optischen Phänomen Formen heraus zu schälen, Formen die dann ein Vogel sind – im besten Fall ein Vogel, den man währenddessen bestimmt hat.

Als aktiver Prozess spielen neben dem Vogel Wissen und Erfahrung eine entscheidende Rolle. Genauso Ort, Situation und technische Geräte die sich an dem Phänomen beteiligen. Birden konstituiert das Phänomen, das wir dann eine Vogelbeobachtung nennen.

Fotografiere ich nun also den Vogel, den ich – draußen im Aprilwind am St. Andräer Zicksee liegend – birde:

Fotografien wie die beiden oben sprechen nicht über Formenfinden und den konstitutiven Prozess des Birdens. Die Grenzen des Phänomens Vogel sind mittels scharfer Linien festgelegt, die Umgebung erfüllt die Aufgabe eines Hintergrunds. Der Kampfläufer erscheint als das einzig echte Motiv und ihn in seiner – unbestrittenen – Pracht abzubilden als einzige Aufgabe der Fotografie.

Weniger als eine Minute später drücke ich erneut den Auslöser, fotografiere wieder:

Im Skizzenhaften der Darstellung erscheint mir diese Fotografie ehrlicher (nicht authentischer!) als die obigen. Eine Skizze hat nicht den Anspruch, etwas komplett zu repräsentieren. Es geht darum, bestimmte Aspekte zu hervorzuheben, während andere bewusst vernachlässigt werden. Und eine Kamera ist ein ebenso gut geeignetes Gerät zum Skizzieren wie viele andere.

Selbstverständlich ist dieses Bild von irgendeiner Form der getreuen Darstellung mindestens genauso weit entfernt wie die vorherigen. Zur Bestimmung der Art ist es vielleicht eher weniger geeignet – doch nicht unmöglich – und manchen mag etwas Dinghaftigkeit fehlen.

Selbstverständlich ist es auch ein billiger Trick, einfach die Verschlusszeit von 1/1000 Sekunde auf 1/8 Sekunde herunter zu setzen, ein bisschen an der Kamera zu wackeln und das unscharfe Bild dann rhetorisch aufzuwerten. Und gleichzeitig geht es nicht nur um den Trick. Es geht darum, zu zeigen, dass jedes Foto auch anders hätte gemacht werden können.

Und dass manche dieser anderen Wege eine ganz eigene Ästhetik in sich tragen können. Und manchmal etwas darüber erzählen, wie es ist, Kampfläufer am St. Andräer Zicksee zu birden.

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Formen Wesen

Spätwinter

Bayerischer Wald / Wien 2022

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Formen Wesen

Sonne, Laub, Schlange

Wärme tanken, Licht sammeln. Die letzten Strahlen der gleißenden Sonne für die lange Ruhe speichern. Schlangenformen.

Wien. Ende Oktober 2021

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Formen Wesen

Skizze einer Nebelkrähe im Winter

Wien. Januar 2022

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Allgemein Formen Wesen

Sandgrube:Techno-Landschaft.

Die Sandgrube macht nur deutlich, was überall in Mitteleuropa seit langem gilt: Landschaft ist keine Frage der Natur mehr.
Geomorphologie und Abbautechnologie überschneiden sich und kollaborieren.
Die Fortschrittserzählung der Pflanzen wird wieder einmal zurückgesetzt und in den Übergangsstadien, der Belebung des Sediments, finden sich Bilder aus denen viele Stimmen sprechen. Die der Gräser, der Bagger, der Kiefern, der Sandkörner, des Frostes, der alles ins Rutschen bringenden Gravitation und der ihr entgegen arbeitenden Förderbänder. Die Richtungen, in die die Stimmen deuten, könnten unterschiedlicher nicht sein: zum Tidenhub des Jurameeres und zahnlosen Muscheln, hören wir auf den Sand, zu nacheiszeitlichen Geschwindigkeitswettbewerben, hören wir auf die Kiefern und Birken, zu Wolkenkratzern und Stahlbeton, hören wir auf die Fördermaschinen.

Die Sandgrube macht es mir einfach: ich muss meine Präsenz nicht rechtfertigen, den Traum der unberührten doch fotografierten Natur nicht mit aufrechterhalten. Was den Sand abbaggerte und was meine Kamera baute, ist sich nicht fremd. Es ist leicht, nichts als ein Auge hinter der Kamera zu vermuten, körperlos, frei, immer bereit, den Blick von Nirgendwo einzunehmen, doch es hängt ein Wesen daran, mit Füßen, deren Spuren zum Bagger führen.
Niemand von uns ist frei von Technologie und am wenigsten, wer Digitalbilder auf eine Internetseite stellt. Oder wer sie dort anschaut.


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Allgemein Formen

im Park

Bayreuth Grüner Hügel – September 2020

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