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Sandgrube:Techno-Landschaft.

Landschaft ist keine Frage der Natur mehr.

Die Sandgrube macht nur deutlich, was überall in Mitteleuropa seit langem gilt: Landschaft ist keine Frage der Natur mehr.
Geomorphologie und Abbautechnologie überschneiden sich und kollaborieren.
Die Fortschrittserzählung der Pflanzen wird wieder einmal zurückgesetzt und in den Übergangsstadien, der Belebung des Sediments, finden sich Bilder aus denen viele Stimmen sprechen. Die der Gräser, der Bagger, der Kiefern, der Sandkörner, des Frostes, der alles ins Rutschen bringenden Gravitation und der ihr entgegen arbeitenden Förderbänder. Die Richtungen, in die die Stimmen deuten, könnten unterschiedlicher nicht sein: zum Tidenhub des Jurameeres und zahnlosen Muscheln, hören wir auf den Sand, zu nacheiszeitlichen Geschwindigkeitswettbewerben, hören wir auf die Kiefern und Birken, zu Wolkenkratzern und Stahlbeton, hören wir auf die Fördermaschinen.

Die Sandgrube macht es mir einfach: ich muss meine Präsenz nicht rechtfertigen, den Traum der unberührten doch fotografierten Natur nicht mit aufrechterhalten. Was den Sand abbaggerte und was meine Kamera baute, ist sich nicht fremd. Es ist leicht, nichts als ein Auge hinter der Kamera zu vermuten, körperlos, frei, immer bereit, den Blick von Nirgendwo einzunehmen, doch es hängt ein Wesen daran, mit Füßen, deren Spuren zum Bagger führen.
Niemand von uns ist frei von Technologie und am wenigsten, wer Digitalbilder auf eine Internetseite stellt. Oder wer sie dort anschaut.


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2 Antworten auf „Sandgrube:Techno-Landschaft.“

toller Text!
Er wirkt auf mich so prägnant, sachlich treffend wertfrei Landschaft und ihre Wesens (-züge) beschreibend.
Ohne die Notwendigkeit Mensch, Natur und Technik bewusst zu trennen oder zu vereinen.
Und trotzdem ist Verbindung da…zwischen Betrachter/Fotograf, dem Bild, der Landschaft
und der Kamera als Instrument oder Vermittler…
Anregend zu lesen:-)

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