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Wesen

Kiefer.

Vielleicht ist das Leben in einer Bahnschwelle reinste Euphorie. Vielleicht ist jeder neue Ring Zucker ein Rausch, jedes Mol Phosphor ein High

Eine Kiefer, die aus einer alten Bahnschwelle keimt; nicht nur keimt, sondern wächst und das bestimmt schon seit Jahren. Die Schwelle ist der Länge nach aufgespalten, senkrecht zum Kiefer-Spross. Ringsherum ist das Schotterbett, die Schienen samt ihrer kräftigen Befestigungsschrauben sind noch fest verankert.

Ich will das Bild von der Kiefer betrachten und keine Natur sehen, die sich ihren Platz zurück erobern würde. Keine Romantik, keine Klischees, keine Träume von Harmonie. So kommen wir nie weiter.

Ich will das Bild von der Kiefer betrachten und Geschichten über Wurzelspitzen denken, die zwischen Grundwasser und Asbest navigieren, ich will Gedanken schreiben, die das Gift im Boden in Lyrik gießen. Hat die Kiefer Verbündete getroffen, da unten, unter dem Gleisbett? Egal wie viel Gift sie fand, sie hat sich angepasst, immer noch genug Nährstoffe herausgezogen, Zucker für Wasser verhandelt gegen eine fordernde Atmosphäre und weiter gelebt.

Hat sie ihre Konkurrenz ausgestochen in dem sie nicht den einfachen Weg ging? Trainiert sie für spätere Sommer, in denen die Sonne noch glühender sein wird? In denen wir alle in den Folgen einer Industrie-Unternehmung der einen oder anderen Art leben werden? Ich will Geschichten über die Züge, die einmal über die selbe Stelle fuhren, senkrecht zur Kiefer-Richtung.

Vielleicht ist das Leben in einer Bahnschwelle reinste Euphorie. Vielleicht ist jeder neue Ring Zucker ein Rausch, jedes Mol Phosphor ein High.


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2 Antworten auf „Kiefer.“

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